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Auszüge

Erst gab es ungewöhnlich viele Kranke in Mexiko. Dann wurde ein neuer Influenza-Virustyp entdeckt. Und dann geriet die Welt in Panik.

«Die Welt steht nun am Anfang der 2009-Grippe-Pandemie»… Wie gefährlich die Situation werden würde, wusste zu dem Zeitpunkt niemand.

Schnell wurde klar, dass die 27 Prozent überzogen waren. Tatsächlich lag die Mortalität bei weniger als 1 Prozent, sagt Briand heute.

«Wir haben zwar relativ schnell gesehen, dass viele der Krankheitsverläufe mild bis moderat waren», sagt Buda. «Wir konnten aber nicht wissen, ob sich die Situation noch ändern würde.» Der Höhepunkt der Erkrankungswelle wurde Mitte November 2009 erreicht, danach flaute die Zahl ab. Es wurden rund 350 Todesfälle in Deutschland geschätzt – bei den jedes Jahr wiederkehrenden Grippeepidemien können jeweils mehr als 20.000 Menschen ums Leben kommen, wie Buda sagt.

Die WHO traf der Vorwurf, sie habe unnötig Angst verbreitet, ihre Entscheidungsfindung sei obskur gewesen und ihre Pandemie-Definition zu kompliziert.

«Denn eins ist klar: Es ist keine Frage «ob», sondern «wann» eine neue Pandemie kommt», sagt Briand.

Auch in Deutschland werde ständig an der Vorbereitung auf eine Influenza-Pandemie gearbeitet und die Notfallpläne würden weiterentwickelt, sagt Buda. Dabei geht es etwa darum, dass im Ernstfall genügend Krankenhausbetten zur Verfügung stehen, Medikamente da sind, Aufklärungskampagnen wie zum Händewaschen und Abstand halten von Kranken geplant werden.

Diskussionen gab es auch um den Pandemie-Impfstoff. Erst wurde befürchtet, dass zu wenige Impfdosen für die Bevölkerung bereit stehen. Als sich die Erkrankung als harmloser als gedacht herausstellte und Gerüchte über Nebenwirkungen kursierten, kippte die Stimmung.

«Wir hatten in der abgelaufenen Grippesaison 2018/19 rund 180.000 laborbestätigte Grippefälle, und wir schätzen, dass rund die Hälfte davon (A)H1N1-Infektionen waren», sagt Buda. Weil viele Menschen mit Grippesymptomen nicht auf Influenza getestet werden, liegt die wahre Zahl deutlich höher. Akkurate Schätzungen liegen für die gerade abgelaufene Grippesaison noch nicht vor. Im Jahr davor, im Winter 2017/18, waren vermutlich neun Millionen Menschen mit Grippe beim Arzt, zweieinhalb Millionen davon mit A(H1N1).