Der sogenannte „Berner Club“ – benannt nach seiner Geburtsstätte in der Schweizer Hauptstadt, die gleichzeitig als europäischer Standort der CIA fungierte – ist informeller Zusammenschluss aller Direktoren der Inlandsgeheimdienste der 27 EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegens und der Schweiz.
Diese informelle, aber gut vernetzte Gruppe operiert weitgehend im Verborgenen. 1969 ins Leben gerufen, begann der „Berner Club“ als jährliches Treffen führender Geheimdienstler aus Westeuropa. Zu den Gründungsmitgliedern zählten damals Staaten wie die Schweiz, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Belgien, die Niederlande, Luxemburg und Dänemark.
Doch auch Israel, mit seinen Geheimdiensten Schin Bet und Mossad, spielte von Anfang an eine zentrale Rolle im Austausch – ein Hinweis auf die weitreichenden Verbindungen und das dichte Netz, das sich über die Jahre hinweg bildete. Der „Berner Club“ ist daher nicht nur ein Forum für Geheimdienstler, sondern auch ein bedeutender Akteur im internationalen Sicherheitsgeflecht, der hinter verschlossenen Türen Themen von globaler Tragweite diskutiert.
Initiator des „Berner Clubs“ war der italienische Geheimdienstchef Umberto Federico d‘Amato, der während des Zweiten Weltkrieges beim Office of Strategic Services (OSS) war und enger Mitarbeiter der US-Nachkriegsverbindung mit Italien und dem CIA-Abwehrchef James Jesus Angleton war. Noch im Gründungsjahr wurde auf Vorschlag von Israel, welches sich durch den aufkommenden palästinensischen Terrorismus bedrängt fühlte, ein chiffriertes Meldesystem zwischen den Mitgliedsstaaten und weiteren Ländern errichtet. Zuerst waren das neben Israel auch noch die USA, später kamen Kanada, Australien, Irland, Schweden, Norwegen und Spanien hinzu.
Im Jahre 1974 erhielt der Club eine neue Bedeutung im Zusammenhang mit dem Vorgehen gegen die linken Terrororganisationen wie die Rote Armee Fraktion (Bundesrepublik Deutschland) oder die Roten Brigaden (Italien) und es wurde ein weiteres, vom ersten getrenntes Meldesystem aufgebaut.
Ab 1979 gehörte auch der rumänische Geheimdienst zum „Berner Club“.
Seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 hat der Club eine verstärkte Bedeutung als Gremium der politischen Konsultation zwischen Geheim- und Staatsschutzdiensten erhalten. Aus der Organisation des Alpenraums ist ein weiter abgestütztes internationales Gremium geworden.
2001 initiierte der Club die Counter Terrorism Group (CTG). Diese soll seit 2016 ein europäisches Geheimdienstzentrum in Den Haag leiten.
Ab dem Frühjahr 2016 liefen mit der Polizeibehörde Europol Sondierungen, da die CTG sich mit den polizeilichen Strukturen der EU oder einzelner Mitgliedstaaten vernetzen soll.
Der deutsche Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko bezeichnete 2017 den Berner Club und dessen ebenfalls informellen Zusammenschluss CTG als „kaum kontrollierbar“.
Er kritisierte auch die zunehmende Vergeheimdienstlichung der Polizeiarbeit.
In Deutschland wurde der Berner Club im Rahmen der Kontroverse um die Äußerungen von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen zu den Ausschreitungen in Chemnitz 2018 bekannt.
Seine Rede vor dem Berner Club am 18. Oktober 2018 hatte seine Versetzung in den einstweiligen Ruhestand zur Folge.