DrBines verbales Vitriol

1887 waren somit einige Tatsachen über Methylenblau bereits gut untersucht:

Metylenblau färbt diverse Nervenzellen und die Zellen entfärben sich auch wieder:

Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass das Reduktionsprodukt ohne Schwierigkeit aus der Zelle heraustreten kann. Es wird dieser Durchtritt der Leukoprodukte um so energischer stattfinden müssen, da im Blutserum selbst der Farbstoff nur in oxydierter Form bestehen kann, und daher die die Zellen umspülende Blutflüssigkeit stets frei von reduziertem Farbstoffe ist

Ueber die Methylenblaureaktion der lebenden Nervensubstanz (1887)

Hier nun eine digitale Version in neuer deutscher Rechtschreibung.

In einer Zeit, in der das Studium der Bakterien und der von ihnen erzeugten Ptomaine (Anmerkung: Leichengift¹) in den Vordergrund gerückt ist, wendet sich das allgemeine Interesse wieder mehr der Lehre von den Giften und ihren Wirkungen zu, die uns nicht nur zur Bekämpfung, sondern auch Erklärung von Krankheitsprozessen verhelfen sollen. Ich kann nun nicht leugnen, dass der moderne Schematismus der Pharmakologie uns nach manchen Richtungen hin unbefriedigt lässt. Unwillkürlich erhält man den Eindruck, als ob die vielgliedrige Gruppenbildung eben nichts sei als der reine Ausdruck der physiologisch beobachteten Tatsachen, dass aber hierbei grade der Kernpunkt, die Frage nach dem Wesen und der Ursache der spezifischen Wirkungen in den Hintergrund, getreten sei. Zweck der Pharmakologie müsste es sein festzustellen, nicht dass, sondern warum ein bestimmtes Gift einen bestimmten Nervenendapparat affiziere (Anmerkung: beeinflussen, erregen, reizen²). Solches wird jedoch nur dann möglich sein, wenn die Pharmakologie von dem bis jetzt ziemlich einseitig verfolgten Wege abgehen und versuchen würde, durch anatomische und biologische Untersuchungen das Wesen der Funktionsstörung klar zu legen. Hierbei dürfte sie der Beihilfe der vitalen Farbenanalyse kaum entbehren können.

Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass eine bestimmt toxische Substanz primär und an erster Stelle nur für die Elemente affizieren kann, zu denen sie tatsächlich gelangt und von denen in hervorragender Weise aufgenommen wird. Es ergibt sich hieraus die Forderung, zunächst die Verteilungsgesetze eines Körpers festzustellen und dann mit diesen Ergebnissen die physiologische Wirkung in Beziehung zu setzen. Für die Alkaloide, die ja in erster Reihe in betracht kommen, wäre ein solches Unternehmen bei der Kleinheit der wirksamen Dosis und dem Mangel geeigneter mikrochemischer Reaktion ganz aussichtslos. Bei den Farbstoffen bietet dagegen eine solche Untersuchung weit geringere Schwierigkeiten dar, indem der topische (Anmerkung: oberflächliche) Nachweis sich ohne weiteres aus ihren sinnfälligen (Anmerkung: offensichtlichen) Eigenschaften ergibt. Nun besitzen wir zur Zeit eine außerordentliche Fülle synthetischer Farbstoffe, deren Struktur bis in das kleinste Details erkannt ist, und schon eint das vorliegende Material auszureichen, um wichtige Beziehungen, die zwischen Konstitution und Verteilung besteht, mit Klarheit erkennen zu lassen. In welcher Weise derartige farbenanalytische Untersuchungen vorzunehmen sind, wird aus der folgenden Mitteilung erhellen, und ich glaube, dass in weiterer Verfolgung dieser Prinzipien die Verteilungs- und Wirkungsart organischer Körper in einfacher und klarer Weise sich wird definieren lassen.

Im Fortlauf meiner Untersuchungen fand ich, dass das Methylenbau eine außerordentliche Verwandtschaft zu den feinsten Verzweigungen des Axenzylinders besitzt, und es daher möglich ist, bestimmte Nervenendigungen in noch lebendem Zustande und mit einer Deutlichkeit zu verfolgen, die durch keine andere Methode erreicht werden kann. Wie Sie wissen, besitzen wir zur Zeit für die Darstellung der peripheren Nervenendigungen nur die von Cohnheim³ entdeckte Vergoldungsmethode, der wir alle Fortschritte auf diesem Gebiete zu verdanken haben.

Nichtsdestoweniger ist schon lange eine andere Methode zur Darstellung von Nervenendigungen als ein dringendes Bedtürfnis erachtet worden, besonders aus dem Grunde, weil einerseits die Vergoldung vielfach vollkommen versagt und anderseits Artefakte bei der Behandlung mit den stark wirkenden Reagenzien nicht durchaus ausgeschlossen sind.

Der Vorzug der biologischen Methylenblaufärbung vor der Goldmethode beruht darin, dass sie uns erstens die Endapparate in ihren vollkommen natürlichen Verhältnissen zeigt, zweitens, dass sie vielfach Nervenendigungen darstellt, die auf dem andern Wege nicht erhältlich sind. Selbstverständlich hat auch die biologische Methylenblaufärbung ihre bestimmten Übelstände (Anmerkung: Nachteile), von denen ich hier nur die Vergänglichkeit der Präparate und die Begrenzung auf bestimmte Nervengebiete hervorheben möchte.

Es liegt nicht in meiner Absicht, die anatomischen Resultate, die ich im Verlauf der Untersuchungen gewonnen habe, in ihren Einzelheiten vorzuführen, um so weniger als ich dieselben in einer in Vorbereitung befindlichen Monographie ausführlich darstellen werde; ich begnüge mich nur, um einen Einblick in die Leistungsfähigkeit der Präparate zu geben, einige Tafeln zu beschreiben, die treu nach der Natur gezeichnet sind.

  1. Die erste Tafel zeigt die Geschmackspapille des Frosches, deren Nervenreichtum so groß ist, dass diese Gebilde schon makroskopisch durch ihre intensiv blaue Farbe hervortreten. Dicht unter dem Epithel der Geschmacksscheibe finden Sie einen dichtesten Plexus feinster mit mehr oder weniger großen Varikositäten versehener Axenzylinder. Die Sinneszellen legen sich mit ihren Endigungen an die Varikositäten dieses Netzes an, ohne mit ihnen jedoch zu verschmelzen. Aus dem von Grundplexus treten weiterhin ins Epithel feine Stämmchen über, von denen ein Teil sich zu den Sinneszellen hinbegibt, um in deren Oberfläche mit einem höchst scharfen kleinen Knöpfchen zu endigen. Aus diesen Bildern geht mit Evidenz hervor, dass die Geschmacksnerven mit den Geschmackszellen nicht kontinuierlich, sondern per contiguitatem (Anmerkung: Berührung, Nachbarschaft⁴) verbunden sind.
  2. Riechschleimhaut des Frosches mit intensiv gefärbten Sinneszellen, deren zentrales Ende allmählich und ohne jede scharfe Grenze in eine variköse Nervenfibrille übergeht.
  3. Typische Muskelendplatten aus dem Augenmuskel.
  4. Reicher Gefäßlexus um eine kleine Vene mit vereinzelten intensiv blau gefärbten Zirkularmuskeln, die nach meinen Erfahrungen als Vasokonstriktoren [griechisches Wort⁵] anzusprechen sind.
  5. Zeichnungen vom schlagenden Vorhof des Froschherzens mit reichem Nervenplexus und eigentümlichen, intensiv blau gefärbten Herzmuskelfasern.
  6. Sensible Nervenendapparate aus der Blase des Frosches. Dieselben präsentieren sich als ziemlich große rundliche Flecken, die aus der sukzessiven Teilung einer einzigen markhaltigen Nervenfaser hervorgehen. Die Terminalfasern dieser Verzweigung tragen sämtlich endständige Knöpfe.
  7. Zeichnungen, die einem lebenden, noch unter dem Mikroskop herumkriechenden Wurm entnommen sind. Man sieht zahlreiche wolkig blau gefärbte Ganglienzellen, die einen helleren Kern und einen relativ großen Nukleolus haben, der eine kompakte relativ dicke und intensiv blaue Außenzone erkennen lässt. Die vielfachen Fortsätze lassen sich ohne weiteres bis zu den Muskeln verfolgen, die ebenfalls von blauer Farbe und mit einander durch schmale Brucken verbunden sind. Die feine Nervenfaser tritt zur Muskulatur heran, um sofort mit ihr zu verschmelzen, ohne irgend welchen Endapparat zu bilden.
  8. Fernere drei Tafeln zeigen Zeichnungen von Ganglienzellen, die mir einer Besondern und ausführlichen Besprechung wert zu sein scheinen. Die sympathischen Ganglienzellen sind, wie bekannt, bipolar, indem der eine grade Fortsatz von dem zweiten als Spiralfaser bezeichneten umwunden wird. Bei den Methylenblauversuchen färbt sich sonderbarerweise ausschließlich die Spiralfaser blau, und es ist auf diese Weise möglich geworden, die Endigung dieses Gebildes mit aller Bestimmtheit präzisieren zu können. Nach meinen Beobachtungen bildet die Spiralfaser durch Teilung in feinste Fibrillen ein Nervenendnetz, welches bald nur einen Teil, bald die gesamte Oberfläche der Zelle mit seinen Maschen umflicht. Von diesem Netz pflegen sich einzelne Reiserchen abzulösen, die, auf der Oberfläche der Zelle verlaufend, distinkte mit knopfförmigen Terminalanschwellungen versehene Endbüschel bilden. Die höhst eleganten und verschiedenartigen Bilder, die man auf diese Weise erzielt, sehen Sie auf der einen Tafel, und es wäre eine vergebliche Mühe, die verschiedenen Modifikationen und Abweichungen, die sich aus diesem Grundtypus entwickeln, einzeln schildern zu wollen. Von Bedeutung ist es, dass ich bei genügender Blauinfusion in keiner Zelle des Sympaticusstammes diese Nervenendnetze vermisste, und dass ich dieselben in gleicher Weise in den kleinen gangliösen Zellanschwellungen der verschiedensten Organe, wie Blase, Herz, Gaumen, Lunge etc., wieder- finden konnte. Ich halte also die von mir aufgefundene zur Spiralfaser gehörige Oberflächenverbreitung für ein Charakteristikum aller sympathischen Zellen.

Welche Schlussfolgerungen ergeben sich nun aus diesen Befunden?

Die von mir gefundene Tatsache, dass der grade Fortsatz nicht die geringste Affinität zum Methylenblau besitze, deutet auf prinzipielle Differenzen der Funktion hin, und eine solche Auffassung steht im besten Einklang mit der von Axel Key⁶ und Retzius⁷ gefundenen Tatsache, dass nur die umwundene Faser sich mit einer Markhülle umgebe.

Schon die tinktorielle Differenz (Anmerkung: Differenz durch Färbung?) spricht nach meinen Erfahrungen dafür, dass die umwundene Faser der zentripetalen, die grade Faser der zentrifugalen Leitung gewidmet sei, und jeder, der einmal derartige Bilder gesehen hat, wird unwillkürlich zu der Annahme gedrängt, dass diese auf die Oberfläche der Zelle applizierte Endigung Analogon in den Nervenendigungen der quergestreiften Muskel- fasern finde und sich von diesem Schema nur durch höhere Ausbildung unterscheide. Wir gelangen daher zu der Vorstellung, dass durch die umwundene Faser Reize zugeführt, die auf die Ganglienoberfläche mit Hilfe der Endausbreitung ziemlich gleichmäßig projiziert werden. Während die Muskelfaser auf diese Entladung durch Kontraktion antwortet, reagiert die Ganglienzelle in. ihrer spezifischen Weise durch einen sich in der graden Faser nach außen fortpflanzenden Erregungsvorgang. Erwähnen möchte ich, dass ich einige mal Bilder gesehen habe, die noch eine weitere Analogie zwischen Ganglienzelle und Muskelfaser erkennen ließen. Ich fand nämlich weitere Differenzierungen in der Ganglienzelle selbst, indem ein umfänglicher zentraler Teil, der den Kern barg, und der mit dem graden Fortsatz in Kontinuität stand, sich durch Blanufärbung von dem homogenen peripheren Teil abhob, auf dessen Oberfläche sich die dunkel gefärbte Endverbreitung befand. Ungezwungener weise lässt sich an einer solchen Zelle die Nervenendverbreitung mit dem Muskelendgeweih, die helle periphere Zone mit der Substanz der Muskelsohle, der zentrale blau gefärbte Anteil mit der Muskelfaser selbst vergleichen. Ich denke, dass diese Tatsachen eine Bedeutung für die Physiologie und Pharmakologie gewinnen werden, da es sehr wahrscheinlich ist, dass diese Endausbreitung ähnlich wie das Methylenblau auch andere (giftige) Körper in sich lokalisieren wird und so ähnlich wie die Muskelendplatte einer isolierten Lähmung zugänglich sei.

Überraschend ist gewiss der Umstand, dass Axenzylinder nicht mit der Substanz der Zelle zu einem einheitlichen Ganzen verschmelzen, sondern auf ihr scharf abgesetzt gleichwie auf einem fremden dishomogenen Material enden. Es wird hierdurch die alte Anschauung, als ob die Ausläufer der Ganglienzelle promiscue direkte Zellfortsätze wären, definitiv beseitigt, und es schien mir bei der prinzipiellen Bedeutung geboten, noch eine andere Art Ganglienzellen mach dieser Richtung hin zu prüfen. Ich wählte das Spinalganglion der Frösche zum Untersuchungsobjekt. Wie Sie wissen, besteht dasselbe ans großen Ganglienkörpern‚ die, ähnlich wie eine Birne am Stiel, an einem dicken Fortsatze hängen, der im weitern Verlaufe sich gablig teilt (tube en T). Bei meinen Methylenblauversuchen fand ich, dass gewöhnlich die Zellkörper selbst farblos blieben, während sich die Nervenfaser intensiv färbte. Der Übergang der Nervenfaser in die Ganglienzelle erfolgte mit Hilfe eines kurzen Zwischenstückes, das aus blauen Fibrillen besteht, die unmittelbar nach Eintritt in die Zelle enden. Bei der Sauerstoffzehrung blieb dieses Endstück relativ lange unreduziert und zeigte dann eine eigentümlich grünlich blaue Färbung, (Nüance des Aethylenblaues.)

Weitere Untersuchungen, die mit großen Schwierigkeiten verbunden waren, zeigten jedoch noch etwas Anderes, nämlich eine zweite intensiv blauviolette Oberflächenendigung, die eine Modifikation der am Sympathicus gefundenen Verhältnisse darstellt. Von diesen unterscheidet sich die spinale Endigung in folgenden Punkten:

  1. nimmt sie nur einen kleinen Raum der Zellenfläche ein,
  2. unterscheidet sie sich durch einen weit einfacheren Bau und
  3. durch die Bildung kolossaler Varikositäten und Endknöpfe, die oft, deutliche Impressionen der Zelloberfläche hervorrufen. Die Fasern, aus denen diese Endigung hervorgeht, sind außerordentlich fein, und es ist mir daher nicht möglich gewesen, ihren Verlauf oder ihren Ursprung erforschen zu können.

Es sind mithin auch die Spinalganglien ähnlich gebaut wie die sympathischen, indem beide eine Oberflächenendigung und einen graden Fortsatz besitzen. Sie unterscheiden sich von einander scharf erstens durch die Konfiguration der Oberflächenendigung und zweitens durch das verschiedene färberische Verhalten der graden Fortsätze. Die Gesichtspunkte, die sich aus diesen höchst überraschenden Befunden ergeben, liegen klar auf der Hand, und es dürfte fortan geboten sein, Zellfortsätze und Zellansätze der Ganglienzellen zu halten. Nach meinen bisherigen allerdings nur fragmentarischen Beobachtungen scheint der Axenzylinderfortsatz der multipolaren Ganglienzellen dem Leibe derselben angelagert zu sein, während die Protoplasmafortsitze als wirkliche Ausläufe des Zellprotoplasmas ihren Namen mit vollstem Recht führen.

Um in das Wesen der Methylenblaufärbung einen Einblick zu gewinnen, ist es notwendig, in kurzen Zügen die Verteilung der blaugefärbten Elemente zu schildern. Beim Kaninchen färben sich, wie schon erwähnt, insbesondere die peripheren Endausbreitungen des Nervensystems, während die groben Nervenstämme selbst in ihrer Gesamtheit ungefärbt bleiben.

Durch Methylenblau werden in ihrer Gesamtheit dargestellt

  1. Alle sensiblen Fasern;
  2. Die Geschmacks- und Geruchsendigungen;
  3. Die Nerven der glatten Muskulatur des Herzens

Im Gegensatz hierzu pflegen sich die motorischen Nervenendigungen der Willkürmuskeln nicht zu färben, und ich habe erst nach langem Suchen einige wenige Muskelgruppen angetroffen, die, wie die gesamten Augenmuskeln, die des Zwerchfells und des Kehlkopfs, hiervon eine Ausnahme machten.

Im a. zentralen Nervensystem werden durch Methylenblau zwei verschiedene Dinge dargestellt, nämlich

  1. Relativ starke Fasern besonders reichlich in allen Kernen der Medulla oblongata, spärlicher im Gehirn;
  2. Ein dichtes Geflecht feinster varikoser Nervenfibrillen, die mit Ganglienzellen zusammenhängen [Großhirnrinde].

Beim Frosch verhalten sich die Färbungsverhältnisse der peripheren Endausbreitungen ganz ähnlich wie beim Kaninchen, und hier pflegen insbesondere die aus Augenmuskeln eine blaue sichelförmige Stelle zu zeigen, die aus einem geradezu verwirrenden Geflecht von Nerven und Endplatten zusammengesetzt ist.

Auch beim Krebs erzielt man leicht Färbungen sensibler und motorischer Nerven. Die quergestreiften Muskelfasern lassen hier zwei Unterarten erkennen, die auch sonst morphologisch inbetreff ihrer sonstigen Eigenschaften unterschieden sind. Die eine Art, die schmale fein gestreifte Fasern enthält, entspricht in ihren Innervationsverhältnissen vollkommen dem Typus der glatten Muskelfasern, indem die Nerven sich intensiv färben und intramuskuläre Plexus bilden.

Die zweite Art breiterer und grob quergestreifter entspricht vollkommen den quergestreiften Muskelfasern der höheren Tiere, indem die Nerven isoliert verlaufen, Oberflächenendverzweigungen bilden, welche durch Methylenblau nur ganz ausnahmsweise gefärbt werden. Ich erwähne diesen Umstand besonders aus dem Grunde, weil die Vergoldungsmethode bei den Muskeln wirbelloser Tiere vollkommen versagt. Dass ich an Würmern ebenfalls Färbungen des Nervenmuskelsystems erzielt habe, geht aus den erwähnten Zeichnungen hervor. Am einfachsten ist es, um möglichst naturgemäße Verhältnisse zu erhalten, hierzu die in der Froschblase schmarotzenden Eingeweidewürmchen zu verwenden, die bei Methylenblauinfusionen des Frosches das blaue Serum in sich aufsaugen.

Ich muss daher aufgrund dieser und noch anderer vergleichend anatomischer Untersuchungen die Methylenblaureaktion als eine all- gemeine Eigenschaft der Axenzylindersubstanzen ansehen und sie somit in direkte Beziehung mit der Funktion der Nervensubstanz bringen. Es durfte daher wohl der Mühe verlohnen, die hier in Betracht kommenden Bedingungen einer analytischen Untersuchung zu unterziehen, die, naturgemäß an erster Stelle, die folgenden zwei Fragen zu beantworten hat.

  1. Warum färbt Methylenblau die Nerven? und
  2. Warum färben sich die Nerven im Methylenblau?

Die erste Frage ist rein chemischer Natur und ihre Beantwortung durch den glücklichen Umstand ermöglicht, dass im letzten Jahre die Konstitution des Methylenblau durch Prof. Bernthsen⁸ aufgeklärt worden ist. Durch den Umstand, dass weder Fuchsin⁹, noch Methylviolett¹⁰, noch Safranin¹¹ Nervenfasern darstellte, wurde Es wahrscheinlich, dass diese Eigenschaft durch eine ganz bestimmte chemische Eigentümlichkeit des Methylenblau bedingt sein müsse, und es war naheliegend, an erster Stelle an die im Methylenblau enthaltene Schwefelgruppe zu denken. Diese Vermutung habe ich in folgender Weise experimentell bestätigen können.

Das Methylenblau entsteht, wie bekannt, aus dem Dimethylpara- phenylendiamin durch die Lauth’sche Reaktion (kombinierte Wirkung von H2S und Fe2Cl6), und dem salzsauren Methylenblau kommt nach Bernthsen’s Untersuchungen folgende Formel zu:

Es enthält mithin das Methylenblau zwei Dimethylaminreste, und ich habe zunächst, um den Einfluss der Methylgruppe sicher zu stellen, niedere Homologe des Methylblau, nämlich das Thionin und das symmetrische Dimethylthionin untersucht und beide Verbindungen nervenfärbend gefunden.

Das von Bernthsen entdeckte Methylenviolett ist wegen der

außerordentlich ungünstigen Löslichkeitsverhältnisse schwer zu diesen Versuchen zu benutzen, jedoch habe ich einige Fälle deutlicher Nervenfärbung im Herzen erzielen können. Es beweist dieser Umstand immerhin, dass vom theoretischen Standpunkte aus schon die Anwesenheit einer basischen Gruppe, eines Ammoniakrestes, für das Zustandekommen der Nervenfärbung ausreiche. Weiterhin habe ich das von Bernthsen aufgefundene Sulfon des Methylenblau, das Methylenazur¹² ¹³ in

Anwendung gezogen und hiermit ganz die gleichen Nervenfärbungen wie mit dem Methylenblau selbst erzielt, wie solches auch a priori zu erwarten sind, da bei de Farbstoffe eine ihrer Trennung sehr erschwerende Analogie besitzen. Es geht hieraus hervor, dass es für das Zustandekommen der Reaktion ganz gleichgültig ist, ob der Schwefel nach Art des Phenylsulfids oder des Phenylsulfons gebunden ist.

Ich habe nun weiterhin, um den Einfluss des Schwefels zu eruieren, einen Körper untersucht, der in seiner Konstitution vollkommen dem Methylenblau entspricht und sich nur durch den Mangel des Schwefels von ihm unterscheidet. Es ist das von Bindschedler entdeckte Dimethylphenylengrün¹⁴, das durch gleichzeitige Oxydation von Dimethylparaphenylendiamin und Dimethylanilin entsteht, und dem folgende Konstitution zukommt:

Das Bindschedler’sche Grün unterscheidet sich nun in ganz wesentlichen Punkten vom Methylenblan:

  1. durch eine eminente Toxizität,
  2. durch den Mangel jeder Nervenfärbung und
  3. dadurch, dass es alle Herzmuskelfasern gleichmäßig grün färbt, während das Methylenblau nur eine Art der Muskelzellen (Gefäßmuskeln Pohl- Pinkus) in spezifischer Weise tingiert. Es geht aus diesem letzten entscheidenden Versuch hervor, dass in der Tat die Nervenfärbung durch den Eintritt des Schwefels hervorgerufen sei, und ich behalte mir vor, die eigentümliche Rolle, die dem Schwefel hierbei zukommt, durch weitere experimentelle synthetische Untersuchungen aufzuklären.

Ich gehe nun zur Beantwortung der zweiten Frage über, warum sich bei höheren Tieren nicht alle Nervenendigungen, sondern nur ein Teil von ihnen durch Methylenblau färben. Auf die Klarlegung (Anmerkung: Klarstellung) dieser Verhältnisse möchte ich einen um so größeren Wert legen, als mir dieselbe für das Verständnis der Alkaloidwirkung von fundamentaler Bedeutung zu sein schein. Man könnte annehmen, dass in den durch Methylenblau färbbaren Nerven eine Substanz vorhanden wäre, die zum Methylenblau eine besonders große Affinität besäße. Jedoch würde man durch diese Hypothese zu ganz sonderbaren Ergebnissen geführt werden, indem man, um ein Beispiel anzuführen, eine prinzipielle ehemische Differenz zwischen den Nervenendigungen am Augenmuskel und denen der Skeletmuskulatur aufstellen müsste. Viel wahrscheinlicher erscheint die Annahme, dass die Axenzylindersubstanz an allen Orten sich aus denselben chemischen Konstituentien aufbaue, und die verschiedenartige Reaktion gegen Farbstoffe und Alkaloide auf eine Verschiedenartigkeit bestimmter und bestimmender Nebenumstände zurückzuführen sei. Ich werde mich bemühen, diese Verhältnisse an dem konkreten Beispiele darzulegen.

Bei Froschversuchen fiel es mir oft auf, dass die Färbung der Geschmacksnerven besonders dann prompt erfolgte, wenn durch künstliches Aufsperren des Maules die Zunge der atmosphärischen Luft ausgesetzt wurde, dieselbe dagegen häufig ausblieb, wenn die Zungenoberfläche andauernd dem Gaumen angelagert blieb.

Ich glaubte, diese Beobachtung nur dadurch interpretieren zu können, dass eine bessere Sauerstoffsittigung der Nervenendigungen die Färbung durch Methylenblau begünstigte. Eine wertvolle Bestätigung dieser Annahme erblicke ich in dem am Muskelsystem erhobenen Befunde.

In einer früheren Arbeit über das Sauerstoffbedürfnis des Organismus habe ich gezeigt, dass die Sauerstoffsättigung der verschiedenen Muskeln eine verschiedenartige sei. Am besten versorgt fand ich die Augen-, Kehlkopf-, insbesondere aber die Zwerchfellmuskeln, und es ist gewiss eine höchst interessante Tatsache, dass grade in diesen Orten Methylenblau die Nervenendigungen darstellte. Aus dieser Koinzidenz glaube ich folgern zu müssen, dass in der Tat Nervenbläuung und Sauerstoffsättigung in engem Konnex zu einander stehen müssen, indem nur die mit Sauerstoff annähernd gesättigten und daher nicht reduktionskräftigen Nervenendigungen sich mit Methylenblau bereichern. Es steht übrigens diese Tatsache mit den Befunden, die ich früher in meiner Broschüre über das Sauerstoffbedürfnis auseinandergesetzt habe, in vollster Übereinstimmung, indem sich im allgemeinen die damals verwandten Farbstoffe wie Alizarinblau¹⁵, Indophenolblau¹⁶ grade an den Orten aufstapelten, in denen sie unverändert blieben, während die reduktionskräftigen Parenchyme, wie Leber, Lunge etc., meist nur ganz geringe Mengen der entstehenden Reduktionsprodukte enthielten¹⁷.

Unmöglich wird man jedoch mit diesem Erklärungsprinzip allein auskommen können, da offenbar vielfach Nervenfasern, die sich wie die der Hirnrinde und des Rückenmarks der besten Sauerstoffverhältnisse erfreuen , durch Methylenblau nicht dargestellt werden. Auch würde es, um ein weiteres Beispiel anzuführen, recht gezwungen erscheinen, wenn man der graden Faser der sympathischen Zellen eine schlechtere Sauerstoffsättigung als der gewundenen zuschreiben wollte.

Methylenblaulösungen erfahren durch Zusatz von kohlensauren ätzenden oder Alkalien keine Veränderung ihrer Nuancen. Im Gegensatz hierzu zeigen die Lösungen des Thionins, Dimethylthionins und Methylenazurs eine Farbenveränderung ins Rote, die häufig mit einer Abscheidung der körnigen in Freiheit gesetzten Basis einhergeht. Ich habe mich nun beim Frosche überzeugt, dass bei Anwendung der letzten drei Farbstoffe die Färbung der Nervenendigungen eine metachromatische ist, indem sie sich durch eine exquisit ins Rote ziehende Färbung von der Umgebung unterscheiden. Hieraus glaube ich den Schluss ziehen zu müssen, dass die gefärbten Nervenfasern eine alkalische Reaktion besitzen und somit im Stande sind, einen Teil des aufgenommenen Farbstoffes in die rotgefärbte Base zu zersetzen. Sauerstoffsättigung und alkalische Reaktion sind mithin die beiden Bedingungen, von den die Methylenblaureaktion des Nervensystems abhängig ist.

Dass die Großhirnrinde, die durch ein Geflecht intensiv blauer Fasern ausgezeichnet ist, tatsächlich alkalisch reagierende Nervenfasern enthalten müsse, geht ohne weiteres aus den Beobachtungen, die von Liebreich¹⁸ und jüngst Langendorff ¹⁹ kundgegeben ist, hervor, indem beide frisch herausgeschnittene Rindenstücke Lakmus bläuend fanden. Ganz abweichend hiervon sind die Resultate, welche Lieberkühn²⁰ und Edinger mit Hilfe von Alizarininfusion erhalten haben, indem hier nach Einführung der violetten Natriumverbindung eine gelbe Färbung des Hirns auftrat, die von den Autoren nur auf eine saure Reaktion der Rindensubstanz bezogen wurde. In dieser Allgemeinheit ist der Schluss sicher nicht richtig. Ebenso wie das Methylenblau nur von bestimmten (alkalischen) Fasern aufgenommen wird, stapelt sich offenbar das Alizarinblau in andern (sauren) Gebieten auf, und daher ist die Alizarinreaktion nicht ein Indikator für die gesamte Rinde, sondern nur bestimmter in ihr erhaltener Gebilde, die nach der ganzen Sachlage nichts Anderes als Nervenfibrillen sein können.

Wenn wir somit gezwungen sind, sauer und alkalisch reagierende Fasern anzunehmen, so können wir kaum zweifeln, dass auch neutral reagierende Fasern vorkommen werden, Man gelangt so zu der Vorstellung, als ob im Nervensysteme je nach dem Orte und der Funktion eine vieltönige Abstufung der Alkaleszenzgrade stattfinde, die im Verein mit (Anmerkung: zusammen mit) den Veränderungen der Sauerstoffsättigung darüber entscheidet, ob und welche Körper in bestimmten Territorien des Nervensystems aufgenommen werden können. Ich denke, dass diese Gesichtspunkte zur Erklärung der differenten Alkaloidwirkung von hohem Werte sein müssten, und ich werde bald Gelegenheit haben, an einem andern Orte mich ausführlich hierüber auszulassen.

Grünlich-blaue Verfärbung von Gehirn und Herz nach Behandlung mit Methylenblau 2021

Nun kursiert auf Telegram und in gewissen Kreisen das Gerücht, dass eine Frau nach der Verwendung von Methylenblau gestorben wäre… Das steht so NICHT in der dafür missbrauchten Publikation.²¹

“Bei der Autopsie einer 63-jährigen Frau, die wegen eines septischen Schocks nach einem Verkehrsunfall mit Methylenblau behandelt worden war, wurde eine grünlich-blaue Verfärbung von Gehirn und Herz festgestellt. Diese „Pistazien“- oder „Avatar“-Verfärbung tritt auf, wenn der farblose Metabolit Leucomethylenblau unter Einwirkung von Luftsauerstoff zu Methylenblau oxidiert wird. Weitere klinisch dokumentierte unerwünschte Wirkungen von Methylenblau sind grünlich-blauer Urin und bläuliche Verfärbungen von Haut und Schleimhäuten. In der Medizin ist Methylenblau ein Inhibitor der Stickstoffmonoxid-Synthase und der Guanylatzyklase mit verschiedenen klinischen Anwendungen, nämlich der schnellen Umkehrung eines Kreislaufschocks, der auf Flüssigkeitszufuhr, inotrope Mittel und Vasokonstriktoren nicht anspricht. Postmortal sollte eine Differenzialdiagnose mit Fäulnis und Schwefelwasserstoffvergiftung gestellt werden, und forensische Pathologen sollten sich der mit Methylenblau verbundenen grünlich-blauen Verfärbung bewusst sein, um unnötige Untersuchungen und Untersuchungen zu vermeiden.”

In dieser Publikation steht also nichts anderes, als in Paul Ehrlichs Publikation von 1887.

Methylenblau färbt diverse Organs, wie es bereits Paul Ehlich beschrieben hat.

Das Paper sagt nicht mehr als: Lieber Pathologe, wenn jemand mit Methylenblau behandelt wurde, können Organe blau bis grün-blau verfärbt sein.

Die Dosierungen, die medizinisch verwendet werden, sind nicht ansatzweise mit dem Einsatz in NEM Bereich vergleichbar.

Die Frau starb nicht an Methylenblau, sie starb TROTZ des Versuchs, sie mit MB zu retten:

“Die Hypotonie wurde refraktär gegenüber Katecholaminen, so dass Methylenblau eingesetzt werden musste, um den Druck stabil zu halten und mögliche Shunts zu reduzieren. TROTZ dieser therapeutischen Maßnahmen wurde etwa 46 Stunden nach dem Unfall der Tod festgestellt.

Genau wie es bereits Paul Ehrlich beschrieben hat, färbte sich das Hirn nach Sauerstoffkontakt blau. Nicht überraschend!

Genau wie Paul Ehrlich es beschrieben hat, färbt MB Herzmuskelzellen:

Es trifft wieder einmal zu, was mein Doktorvater sagte: Alle 20 Jahre kann man alte Daten neu veröffentlichen, weil die meisten die alten Publikationen bereits vergessen haben.

1

Wikipedia-Autoren. (2003, October 22). Leichengift. https://de.wikipedia.org/wiki/Leichengift

2

affizieren – Wiktionary. (n.d.). Wiktionary. https://de.wiktionary.org/wiki/affizieren

3

“Später erfolgte dann die Entdeckung und Ausarbeitung der Methode, mit Goldchlorid die feinsten Nervenausbreitungen in der Cornea darzustellen, die nicht nur den klinischen und experimentellen Erfahrungen ein neues Verständniß vermittelte, sondern auch für immer eine wesentliche technische Bereicherung darstellen wird.” Bayerische Staatsbibliothek. (n.d.). Deutsche biographie – Cohnheim, Julius. https://www.deutsche-biographie.de/sfz48939.html#adbcontent

4

Medizin: Contiguitas. per contiguitatem, per continuitatem | Otto Dornblüth. (n.d.). https://www.textlog.de/dornblueth/medizin-c/contiguitas

5

6

Wikipedia contributors. (2024a, October 10). Axel Key. Wikipedia. https://en.wikipedia.org/wiki/Axel_Key

7

Wikipedia contributors. (2025b, April 1). Anders Retzius. Wikipedia. https://en.wikipedia.org/wiki/Anders_Retzius

8

Wikipedia-Autoren. (2007, November 30). August Bernthsen. https://de.wikipedia.org/wiki/August_Bernthsen

9

“rotblauer kationischer Triphenylmethanfarbstoff, der in Alkohol (Ethanol) gelöst in der Mikroskopie und Histologie zum Färben verwendet wird.” Wikipedia-Autoren. (2003a, July 8). Fuchsin. https://de.wikipedia.org/wiki/Fuchsin

10

Triphenylmethanfarbstoff aus der Gruppe der kationischen Farbstoffe. Es handelt sich um eine Mischung von tetra-, penta- und hexamethylierten Pararosanilinen.“ Wikipedia-Autoren. (2024, June 2). Methylviolett. https://de.wikipedia.org/wiki/Methylviolett

11

“Die Safranine sind eine Gruppe von IndaminFarbstoffen. Sie sind Derivate des Phenazins.” Wikipedia-Autoren. (2014, January 18). Safranine. https://de.wikipedia.org/wiki/Safranine

12

Ich verdanke diese kostbare Verbindung dem gütigen Entgegenkommen des Herrn Prof. Bernthsen, dem ich hierfür meinen besten Dank ausspreche.

13

“Diese Farbstoffmischungen werden in Modifikationen heute noch verwendet, so die Färbung nach Giemsa mit einem Gemisch aus Methylenblau, Methylenazur und Eosin, die Färbung nach May-Grünewald mit eosinsaurem Methylenblau oder die panoptische Färbung nach Pappenheim als Kombination der beiden Methoden.“ GmbH, A. –. M. D. A. (n.d.). Wie das Blut gebildet wird. Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/titel-32-2002/

14

“Bindschedlers Grün kann zur quantitativen Bestimmung von Schwefelwasserstoff verwendet werden, da es mit diesem vollständig zu Methylenblau reagiert, das photometrisch bei 680 nm erfasst werden kann.” Wikipedia-Autoren. (2007a, November 29). Bindschedlers Grün. https://de.wikipedia.org/wiki/Bindschedlers_Gr%C3%BCn

15

Alizarinfarbstoffe. (n.d.). Zeno.org. http://www.zeno.org/Lueger-1904/A/Alizarinfarbstoffe

16

“Die Reaktion einer wässrigen Lösung aus 1-Naphthol und N,N-Dimethyl-1,4-phenylendiamin dient als NADI-Reagenz zum biochemischen Nachweis des Enzyms Cytochrom c Oxidase (Oxidase-Test) in Bakterien und in der Histologie.” Wikipedia-Autoren. (2019, July 23). Indophenolblau. https://de.wikipedia.org/wiki/Indophenolblau

17

Diese Erscheinung lässt sich wohl am besten in der Weise deuten, wie ich dies in meiner Arbeit S, 16 getan habe: “Nehmen wir an, dass in irgend eine Zelle ein löslicher, küpenbildender Körper (Anmerkung: Zu den Küpenfarbstoffen zählt man wasserunlösliche Pigmente, die zum Färben durch Reduktion in eine unter alkalischen Bedingungen wasserlösliche Leukoverbindung überführt werden. Küpenfarbstoffe – Wikipedia) eingeführt und in ihr reduziert werde, so lässt sich leicht beweisen, dass der reduzierte Farbstoff schnell aus der Zelle reeliminiert werden muss. Zweifelsohne kann der Farbstoff in die Zelle nur durch Diffusion hineingelangt sein, und es ist, da die Reduktionsstoffe der küpenbildenden Farben insgesamt leichter diffundieren als die Farben selbst, mit Sicherheit anzunehmen, dass das Reduktionsprodukt ohne Schwierigkeit aus der Zelle heraustreten kann. Es wird dieser Durchtritt der Leukoprodukte um so energischer stattfinden müssen, da im Blutserum selbst der Farbstoff nur in oxydierter Form bestehen kann, und daher die die Zellen umspülende Blutflüssigkeit stets frei von reduziertem Farbstoffe ist“.

18

Wikipedia-Autoren. (2006, August 22). Richard Liebreich. https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Liebreich

19

Wikipedia-Autoren. (2007a, May 7). Oscar Langendorff. https://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Langendorff

20

Wikipedia-Autoren. (2009, July 29). Nathanael Lieberkühn. https://de.wikipedia.org/wiki/Nathanael_Lieberk%C3%BChn

21

Durão C, Pedrosa F, Dinis-Oliveira RJ. Greenish-blue discoloration of the brain and heart after treatment with methylene blue. Forensic Sci Med Pathol. 2021 Mar;17(1):148-151. doi: 10.1007/s12024-020-00316-2. Epub 2020 Sep 17. PMID: 32940886. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32940886/