Nach und nach werden die Massen an Arbeitskräften überflüssig. In einem weiteren Schritt zynischer Eskalation droht die Degradierung des Menschen zur blossen biologischen Verfügungsmasse. Ein Essay von Christian S. Rodriguez
Ein längst todgeweihtes System ist an sein Ende gekommen. Die Völker der Erde wurden ausgepresst wie eine Zitrone. Das unendliche Wachstum bzw. der Glaube daran stösst nun doch an seine Grenzen. Jetzt wird rasch noch verscherbelt, was es zu verschebeln gibt, bevor man den Laden endgültig dicht macht. Eilig versucht man noch, die Massen unter die totale Kontrolle zu bringen, während nebenbei der Planet neu aufgeteilt wird.
Für dies alles braucht es die Menschheit eigentlich gar nicht mehr.
Die weltweiten Menschenmassen waren bislang zumindest als arbeitende Reservearmee interessant: Je mehr und je ungleicher, desto besser. So gab es wenigstens immer einen, der auch die niedrigste Arbeit erledigt hat, stets eine Stufe billiger als der andere.
Für das berüchtigte eine Prozent der Superreichen sind human resources eigentlich nichts anderes als Nutztiere. Man hält sie in Gehegen, versorgt sie adäquat mit Futter, Wärme und Medikamenten – mit soviel wie nötig und so wenig wie möglich. Damit sie ausreichend Leistung erzielen, tüchtig konsumieren und sich mit Krankheiten herumschlagen können, die gerade aus den Lebensumständen entstehen, die man selbst geschaffen hat.
Der «liberale» Westen nahm dabei bisher eine Sonderstellung ein: Die relative Freiheit der vergangenen Jahrzehnte hatte man uns jedoch nicht etwa zugestanden, weil man uns liebt und respektiert oder weil man möchte, dass wir gedeihen und uns entfalten. Sondern um unsere Kreativität, Produktivität und Innovationskraft zu steigern – weil wir so einen höheren Ertrag abgeworfen haben.
Der Konsumkapitalismus war eben nichts anderes als lächelnder Faschismus. Da dieses Modell nun ausgedient hat, kann es seine grinsende Maske ablegen. Zum Vorschein kommt die hässliche Fratze, die immer schon gelauert hatte.
Dafür musste jedoch das Timing stimmen. Technologie sollte die Fassadendemokratie möglichst reibungslos ablösen. Das war nicht möglich, solange man auf unsere Arbeits- und Kaufkraft und unsere Geistestätigkeit angewiesen war. Aber dank Robotern und Künstlicher Intelligenz kann man sich nun endlich des lästigen, eigensinnigen Pöbels entledigen….