Die Chemtrail-Gläubigen, unter welche auch ich mich zähle, verweisen oft auf einen Wetterbericht von Gunther Tiersch aus 2009 und auch hier auf der Website finden sich einige Beiträge, die diesen zitieren.
Ich hatte dies zum Anlass genommen und Herrn Tiersch angeschrieben und ihn um eine Stellungnahme gebeten. Bitteschön:
Frage:
Hallo Herr Tiersch,
ich hoffe, es geht Ihnen gut!
Sie berichteten 2009 von Wetterphänomenen, die nicht natürlichem Ursprung waren. Wolkenformationen, die von militärischen Flugzeugen ausgebracht wurden.
Heute erleben wir massive Ausbringungen von Flugzeugen. Vor allem an schönen Tagen bemerkt man dies an den „Hinterlassenschaften“ der Flugzeuge, die meist nicht mit dem Handy „trackbar“ sind.
Aus meiner – und vieler anderer – Sicht, werden mit den meist militärischen Flugzeugen Chemikalien ausgebracht.
Wie sehen Sie die Dinge heute?
Herzliche Grüße
Stephan Roth
Antwort
Guten Tag Herr Roth,
vielen Dank für Ihre Mail. Mir geht es gut, danke der Nachfrage.
Meinen Wetterbericht von 2009 haben Sie leider falsch wiedergegeben.
Ich habe im Wetterbericht 2009 nicht von Wolken gesprochen, die künstlich durch Militärflugzeuge erzeugt wurden. Ich habe Radarbilder von Regengebieten gezeigt. Auf diesen Radarbildern waren Echos, die nicht von Regen verursacht wurden. Es handelte sich um Radarechos, die durch Metallstreifen (Düppel) entstehen. Sie werden von Militärflugzeugen ausgesetzt, um eine Täuschung das feindlichen Radars vorzunehmen.
Das hat mit Chemtrails nichts zu tun. Es gibt nach meiner Kenntnis keine Aktionen, die in den oberen Schichten der Troposphäre (8 bis 10 km Höhe) irgendwelche Wolken verursachen. Chemtrails gibt es nicht!
Was zu sehen ist, sind die Kondensstreifen, meist von Verkehrsflugzeugen, die sich dort bilden. Ihre Entstehung und ihr Verbleib sind einzig von der Luftfeuchtigkeit in diesen Höhen abhängig.
Falls Sie am 7. und 8. Februar in den Himmel geschaut haben, so waren dort, trotz Flugverkehr keine Kondensstreifen zu sehen. Die Luft war sehr trocken, so dass sich keine Wolkenstreifen bilden konnten, oder sich sehr schnell wieder auflösten.
Ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren mit den Gefahren des Klimawandels. Der Klimawandel ist eine der schwerwiegendsten Bedrohungen unserer Zeit. Wenn es uns nicht gelingt eine weitere Temperaturerhöhung zu verhindern, werden sich die Lebensbedingungen auf unserer Erde massiv verschlechtern. Um das zu verhindern, sollten wir alle an einem Strang ziehen und unsere Kräfte bündeln. Wir brauchen Ideen und sollten Utopien diskutieren, wie wir in Zukunft leben wollen.
Schon in den 1970 igern Jahren habe ich durch mein Meteorologiestudium die Zusammenhänge zwischen einer verstärkten Freisetzung von Treibhausgasen durch uns Menschen, wie Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid, und der Atmosphäre erkannt. Bereits vor 30 Jahren habe ich vor den Folgen gewarnt, die bereits jetzt eingetreten sind. Die Veränderungen auf unserer Erde geschehen schneller, als die Klimamodelle sie vorhergesagt haben.
Das besorgt mich sehr.
Ich wünsche Ihnen alles Gute
beste Grüße
Gunther Tiersch
Frage
Vielen Dank für Ihre umfangreiche Antwort.
Was mich wundert, es gibt sehr viele Patente in dieser Richtung und selbst die Bundeswehr führt ein Dokument, wo derartige Einsätze, bei denen Chemikalien freigesetzt werden, um die Sonneneinstrahlung zu verringern, zumindest theoretisch besprochen werden.
Unbestritten, der Mensch hat einen saumäßigen Umgang mit der Natur. Sehr oft sind es aber gerade die Großkonzerne, die große Umweltschäden verursachen, in die wiederum genau die investieren, die die Fahne hochhalten für eine Reduktion von CO2…
Ein behaupteter Klimawandel wird ja von Politik und Medien hauptsächlich auf den CO2 Ausstoß reduziert. Der Anteil des CO2 in der Luft ist, so zumindest erfahre ich es aus vielen Quellen, jedoch lediglich 0,04 %. Und davon verursacht die Natur selbst 96 %. Was könnte der Mensch tatsächlich bewegen? Lohnt sich der Aufwand?
Zumal, wenn man die Sonneneinstrahlung verringert, die ja lebenswichtig ist für alles Wachstum auf der Erde, wenn man gleichsam das letzte Restchen CO2 verringert, was auch unbestritten wichtig ist für alles Leben auf der Erde, was bleibt denn dann noch für das Leben?
Herzliche Grüße
Stephan Roth
Antwort
Hallo Herr Roth,
danke für Ihre Überlegungen, die ich gerne aufnehme.
Es gibt viele theoretische Überlegungen, wie man eine weitere Erwärmung der Atmosphäre verhindern kann. Das wird als Geoengineering bezeichnet. Bis jetzt wurde nach meiner Kenntnis noch keines dieser Ideen verwirklicht, weil man die Auswirkungen nicht abschätzen kann und weil die meisten viel zu teuer wären und der Aufwand ungeheuerlich groß.
Wir wissen, dass Änderungen in der Sonnenaktivität derzeit keinen Einfluss haben, die bisherige Erwärmung seit etwa 1880 von 1,2 °C zu erklären. Es kommen dafür auch kaum andere natürliche Klimaschwankungen in Frage.
Die Treibhausgase Co2, Wasserdampf und Methan ermöglichen uns ein Leben bei einer weltweiten Durchschnittstemperatur von etwa 14 °C. Gäbe es diese Gase nicht und auch keine Atmosphäre mit Stickstoff und Sauerstoff, so hätten wir eine Durchschnittstemperatur von -15 °C. Dann hätte sich auf der Erde nicht dieses Leben entwickeln können.
Ich kann Sie verstehen, wenn Sie den geringen Anteil des CO2 von heute 0,041 % nicht mit einer Erwärmung zusammenbringen können. Aber wir Menschen haben dieses CO2 seit etwa 1760 von 0,026 % auf die 0,41% heute, durch die Verbrennung der fossilen Energieträger, wie Kohle, Erdöl oder Erdgas, in der Atmosphäre angereichert. Leider verhindert dieser höhere Anteil der Gase teilweise die Wärmeabstrahlung von der Erde in den Weltraum. Wenn weniger rausgeht, bleibt mehr Wärme drin und das erleben wir derzeit.
Die Natur hat in der Attmosphäre einen Co2-Wert von etwa 0,026 % geschaffen, das sind 63%, das heutigen CO2-Wertes und nicht 96%, wie Sie sagen. Es lohnt sich also unseren Anteil von etwa 37% zu veringern, denn er hat uns die Erwärmung von 1,2 Grad gebracht. (Der CO2 Wert hat in der Ergeschichte stark geschwankt, heute liegt er so hoch wie vor einigen Millionen Jahren)
Das Wichtigste ist jetzt, dass wir eine weitere größere Erwärmung noch verhindern. Wir können nicht gedankenlos so weiterwirtschaften. Es bedarf einer Veränderung des Wirtschaftens und des Konsums. Das gilt natürlich weltweit. Wir brauchen internationale Gespräche, aus denen sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ergibt. Leider sieht es zur Zeit nicht gut damit aus.
Alles Gute und beste Grüße
Gunther Tiersch
Kommentar
Zuvordest finde ich es klasse, das Herr Tiersch sich so viel Zeit für Antworten nimmt. Vielen Dank!
Tatsächlich waren an den beiden erwähnten Tagen keine Chemtrails zu sehen, wir hatten einen klaren Himmel, dennoch etwas milchig, soweit ich mich erinnere. Tags darauf ging es dann aber schon wieder los. Was mir auffiel: Herr Tiersch kam ohne Not in seiner ersten Antwort auf den Klimawandel zu sprechen. Dabei ging es ja vorrangig um die Radaraufzeichnungen im Wetterbericht. Es wirkt so etwas gezwungen, aufdringlich.