Als Journalist fühlt man sich in diesen verrückten Zeiten immer wieder überfordert mit den Unmengen an Irrsinns-Meldungen, die auf einen einprasseln. Den richtigen Weg zu finden zwischen Abstumpfung und Dauer-Aufregung, ist schwierig. Beides wäre gefährlich. Einen großen Teil der absurden Meldungen filtert man heraus. Und beneidet zuweilen Menschen, die einen anderen Beruf haben – weil sie sich nicht den ganzen Tag über durch allzu oft abstruse und abwegige Nachrichten wühlen müssen.

Doch bei aller Abgeklärtheit hat heute ein Artikel in der drittgrößten österreichischen Zeitung „Heute“ dafür gesorgt, dass mir buchstäblich die Kinnlade herunterfiel. Er ist gleich auf mehreren Ebenen bemerkenswert. Allein die Überschrift ist auf der nach oben offenen Richterskala der Absurditäten sehr hoch anzusetzen: „Frau mit Bart und Penis in Wiener Damensauna.“ Im Vorspann setzen die Kollegen dann noch einen drauf: „Eine Besucherin mit Bart saß in der Damensauna eines Tröpferlbads. Die weiblichen Stammgäste verlangten eine Erklärung – nun ist das Rätsel gelöst …“ Rätsel? Liebe Kollegen, auf welchem Planeten lebt ihr? Würde jemand mit einer Zeitmaschine aus den Jahren 2018 oder zuvor in die Gegenwart transportiert – für ihn wäre es wirklich ein Rätsel, und er würde an einen Fehler glauben. Oder daran, dass die Autoren verrückt geworden sind. Doch für jeden, der heute Medien konsumiert, ist schon mit der Überschrift alles klar.

Quelle und lesen

https://reitschuster.de/post/frau-mit-bart-und-penis-in-wiener-damensauna/